Wine & Dine Weinfreunde Fricktal 13.9.2019, Thema:PIWI Rebsorten, Ort: Gesundheitszentrum Spital Laufenburg
Am 13.9. trafen sich 90 Teilnehmende der Sektion Fricktal am Vereinsanlass „PIWI-Weine“ im Gesundheitszentrum Spital Laufenburg.
Präsident Urs Hofer begrüsste alle herzlich, insbesondere Organisatorin Käthi Hirt und Degustationsleiter Hansruedi Böni.
Ein vielfältiges Thema sollte uns durch den Abend begleiten, diese neuen Rebsorten-Züchtungen im Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und gesellschaftlicher Akzeptanz. Vereinsmitglied und Referent HR Böni, ein profunder Kenner auf diesem Gebiet, hat selber 20a Rebland in Magden, zusammen mit seiner Frau Maria bewirtschaftet er fast ausschliesslich PIWI Rebsorten. Witzigerweise feiert in diesem Jahr die internationale PIWI Vereinigung das 20 Jahre Jubiläum. Es wurden historische Abrisse aufgezeigt über die Suche nach neuen, pilzwiderstandsfähigeren Rebsorten (gegen echten und falschen Mehltau, wie auch gegen Botrytisbefall), den Wunsch nach weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und mehr Resistenz, die Vielfalt an Neuzüchtungen durch den Schweizer Pionier Valentin Blattner, usw…
Eine PIWI Rebsorte ist eine Kreuzung aus einer Europäersorte und einer Amerikaner-Rebe oder einer asiatischen Art. Die Anzahl Züchtungen steigt von Jahr zu Jahr. Etwa 6% aller Rebsorten in der Schweiz sind bereits PIWI Rebsorten. Am bekanntesten sind z.B. Regent, Cabernet Jura, Divico, Johanniter, Solaris, Marechal Foch, Seyval Blanc u.v.m.
Nebst den bereits erwähnten Vorteilen von PIWI Rebsorten gegenüber den klassischen vitis vinifera Rebsorten, gibt’s aber auch Schwächen, die es zu meistern gilt in naher Zukunft. Keine Tradition, kein wirklicher Bekanntheitsgrad , noch wenig Erfahrung mit den Rebsorten, sowohl im Rebberg, wie im Keller, ein gänzlicher Verzicht auf Pflanzenschutzmittel gibt’s nicht bei allen Sortenzüchtungen, aber dies sind auch Chancen. Sollte der politische und gesellschaftliche Druck weiter zunehmen, dann liegt vielleicht eine pestizidfreie Landwirtschaft, saubere Gewässer, weniger Bodenkontaminationen, auch durch weitere Lockerungen der AOC-Bestimmungen für PIWI Rebsorten, die Zukunft im Weinbau im Bereich des Möglichen.
Bereits der zum Apero gereichte Schaumwein „Schwarze Perle“ von der Domaine Chiquet aus dem Baselbiet versprach neue, vielfach unbekannte Weingenusserlebnisse. Ein Schaumwein nach traditioneller Machart (Flaschengärung), ein Verschnitt aus den PIWI Rebsorten Cal 1.15, 1.22 und 1.36 erinnerte mit seiner dunklen Farbe, der fruchtig und leicht herben Komponente, an einen Sparkling Shiraz aus Australien.
Zu Variation von Lachs und Salatbouquet folgten PIWI Weissweine aus exotisch klingenden Rebsortennamen, wie Divona (Kreuzung Gamaret X Bronner) und ein Souvignier gris (CS X Bronner), beide der Kellerei Dreistand, Weinbauzentrum Wädenswil, mit Noten von exotischen Früchten und Lindenblüten. Beide Weine stoffig, Stahltank- und kurzer Barriqueausbau, mit leichter Süsse und erfrischender Säure – toll.
Zu gebratenen Scampi an Hummersauce und Champagner Risotto wurden zwei relativ frühreife PIWI Rebsortenweine eingeschenkt: ein Sauvignon Soyhières (SB X ? unbekannter Kreuzungspartner), der Dom. Chiquet und ein Solaris ( Merzling X Muscat Ottonel X Zarya Severa) der Dom. de Chambleau, Colombier NE, eingeschenkt. Beide Weine von komplexer Aromatik, da fanden sich reife Fruchtnoten von Birnen, aber auch rauchige Aromen vom Barriqueausbau wieder.
Im 3.Weissweinflight folgten ein Cabernet blanc (CS X Sylvaner X Chancellor) von N.Zufferey, Sierre VS, ein Sauvignac (SB X Riesling X asiatische Sorte) von Lenz, Uesslingen TG, und ein Verschnitt aus Cab.blanc/Sauvignac vom Weingut Tschäpperli, Pfeffingen BL. Alle Weine von unterschiedlicher Aromatik, mal Zitrus, Holunder, mal mit straffer und frischer Säurestruktur, mal mit deutlich spürbarem Restzucker, fast schon lieblich.
Zu Quiche Lorraine wurden dann erstmals rote PIWI Rebsorten Weine eingeschenkt. Ein Cabernet Jura ( CS X ? unbekannter Kreuzungspartner) vom Weinbau Lenz, und ein Divico (Gamaret X Bronner) des Weinbauzentrums Wädenswil. Beide Weine wurden kurz in gebrauchten Barriques ausgebaut. Beide von tiefdunkler Farbe, mit beerigen und würzigen Aromen, der Cabernet Jura sogar mit fast betörendem Rosenwasserduft. Die PIWI Rebsorte Divico ist übrigens die erste vollresistente rote Rebsorte in der Schweiz.
Zum Hauptgang, einem Kalbsrücken an Morchel-Eierschwämmlisauce, Spätzli und Gemüsegarnitur, wurden 3 Rotweine eingeschenkt. Von der Dom. de Chambleau, ein Divico 2017, ein Jahr im Barrique ausgebaut, mit schönen Aromen von Pflaumen und Gewürznelken; der zweite Wein, ein Cal 1-28, 2016er, der Dom. Chiquet, zwei Jahre in neuen Barriques ausgebaut, mit schöner Harmonie von Frucht und Holzfassnoten, und im 3.Glas der Calant, ein Verschnitt aus 80% Cal 1-28, plus PN (10%) und Gamaret (10%), Jahrgang 2017, teils angetrocknete Trauben und 1 Jahr ausgebaut in gebrauchten Barriques, von der Wiler Trotte aus dem Mettauertal. Der Restzuckergehalt von 12g ist spürbar, feine Noten von Himbeer waren präsent; der Wein kann durchaus Pinot Trinker zu PIWI Weintrinkern begleiten…
Abgerundet wurde das Menu mit einer wunderbaren Dessertvariation, begleitet von einem süssen Elixier der Dom. de Chambleau, dem L’enfant sauvage, einer 2016 Solaris Spätlese, 1 Jahr im Barrique ausgebaut, trotz 14.5% v/v Alkohol, herrlich frische Noten von Quitten, Orangen, Vanille, keine Botrytisnoten – wow !
Ein grossartiger und weinseeliger Abend neigte sich schon dem Ende zu, es war ein absolut vielfältig, spannender und lehrreicher Ausflug in die Welt der Schweizer PIWI Rebsortenweine gewesen. Der langanhaltende Applaus für HR Böni und Käthi Hirt war Zeuge genug. Ein grosses Lob für die Küchenmannschaft und das Servicepersonal des GZF Spital Laufenburg.
Mit rührenden Worten wurde auch Käthi Hirt nach über 20 Jahren Vorstand der Fricktaler Weinfreunde durch Thomas Jakopp verabschiedet und ihr gleichzeitig die Ehrenmitgliedschaft im Verein verliehen.
Der nächste Anlass findet am 22.11. im Restaurant Post in Bözen statt, diesmal zum Thema „Fricktaler Weine“.
Herzlichst, euer Ralph Schneiter (Vorstandsmitglied)